Montag, 27. Februar 2012

Der Job lief gar nicht wie geplant - Teil II

Helles Licht - nichts weiter. Überall weiß. Himmel und Erde eins, kein Horizont. "Bin ich tot?" fragte sich delight und meinte zu blinzeln. Nein tot nicht, aber einen Körper hatte sie auch nicht. Kurz darauf fiel es ihr auf. Das gewohnte Gefühl nicht in der Realität zu sein. Laut und deutlich sprach sie aus: "Hallo?". Es hallte.
Wenige Sekunden später hörte sie die vertraute Stimme ihres Arztes: "Hallo Schätzchen. Bitte bleib wo du bist. Ich habe dich eingejackt und dein DNI übersteuert. Jeder Versuch dich auszulog..." in dem Moment krachte es in delights Schädel. Blitze durchzuckten ihren Geist und für eine Sekunde nahm sie ein Brennen in ihrem physikalischem Kopf wahr. Nur eine Sekunde später erneut ein heftiger Stromstoß, dann die ermahnende Stimme des Arztes: "Ich hab gesagt du sollst das lassen! Dein DNI ist übersteuert - das ist quasi ein künstliches Koma für dich, aber du kannst wenigstens so mit mir sprechen. Wenn du jetzt aufwachst ersäufst du mir noch in Panik in der Nährlösung!".
Fast 4 weitere Tage musste delight in der "Suppe", wie sie sie nannte, liegen. Glücklicherweise konnte sie die Matrix frei aufsuchen und so vertrieb sie die Zeit damit Nachrichten zu lesen, ihre Communities mit erhöhter Aufmerksamkeit zu beglücken und online-Games zu zocken.
Dann war es soweit. Mit einem hydraulischen Surren öffnete der Tank mit der mittlerweile rosa-milchigen Nährlösung. Delight jackte aus, und ließ die Augen geschlossen. Sie atmete ruhig über die Beatmungsmaske. Sie zu spüren wirkte ein wenig erdrückend. Das fast schwebende Gefühl war angenehm. Das Aufstehen gestaltete sich als schwierig, denn die ölig zähe Masse musste erst langsam dem Körper platz machen. Als der Kopf aus dem Tank herausschaute spürte sie eine eisige Kälte. Sie wischte sich die Augen frei und nahm das Beatmungsgerät ab. Dann schaute sie sich um.
Eine große dunkle Halle. Nur ein paar Strahler in der näheren Umgebung, die einige medizine Geräte beleuchteten und den Tank. Sie entdeckte den Arzt und begrüßte ihn mit fast rauchiger Stimme: "Doc Jensen!", wobei sie das "Doc" reichlich langezogen betonte. Sie schaute aus fast 2 Metern Höhe aus der Tanköffnung zu ihm herab und fuhr fort: "Wo hast du mich nur hin verschleppt?". Er lächelte sie an und erläuterte: "Ich kann dich ja schlecht 4 Tage in der Klinik rumliegen lassen, wenn du nicht mal einen echten Namen vorweisen kannst. Somit musste ich den Tank leider zu einer 'Notfallwartung' einsenden.". Delight stand auf und watete langsam durch die "Suppe" Richtung Leiter. Sie war komplett nackt und die rosa-milchige Lösung glitt nur langsam von ihrem wohlgeformten Körper. Schwungvoll drehte sie sich auf die Leiter, was sie fast bereute, denn die glitschige Nährlösung ließ sie abrutschen, aber das Move-by-Wire-System aktivierte sich sofort und ließ sie das Gleichgewicht wieder herstellen. Unten angekommen zitterte sie am ganzen Leib. Es war ihr schon etwas peinlich, dass ihr Arzt nun ihren nackten Körper musterte und mit einem Handscanner abfuhr, aber nur so ist gewährleistet, dass die Seidenhaut-Anpassung auch funktioniert hat. Auch sie selbst musterte ihren Körper gründlich und war sehr erfreut. Alle Einschusslöcher waren verheilt und sauber versiegelt. "Hast du die Fingerabdrücke behandelt?", fragte sie mit zitternder Stimme. Eine knappe Anwort folgte: "Ist erledigt. Alles weg.". Nach etwa 5 Minuten Untersuchung in klirrender Kälte in der eisigen Halle und nur gewärmt von zwei 1000Watt-Strahlern konnte sich delight endlich in ein Handtuch kuscheln. Sie blickte den Doc an und fragte: "Wenn ich mich jetzt erkältet habe, kommst du vorbei und kochst mir Tee?"

3 Kommentare:

  1. Da war ja was *hust* ^^

    Da bin ich ja mal gespannt, ob der Doc dann wirklich Tee kochen würde ;)

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  2. Cool!
    So ein neurales Interface ist ne tolle sache. Mako hat das auch und liest meinem Kopfgeldjäger in ToR immer die neusten Nachrichten aus dem Holonet vor. Äußerst praktisch. ^^

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