Freitag, 15. August 2014

Kampfgebiet

Der Blick klärt sich, ich spüre das Morgentau nasse Gras an meinen Fingerspitzen und wie meine Stiefel sanft in den Boden sinken als ich mich aufrichte. Etwa 6kg zerren an einem Gurt an meiner Schulter. Ein M39 Enhanced Marksman Rifle mit Schalldämpfer, Holovisier und Frontgriff für den Close Quarters-Bereich wiege ich in meine Hände. Ich trage mein Kampfoutfit mit allen nötigen Utensilien bei mir. Nach einem tiefen Atemzug sehe ich mich eilig nach links und rechts um.
Würde ein Gegner hinter mir stehen hätte er mir in der letzten Sekunde bereits in den Rücken geschossen. Es ist ruhig. Aus der Ferne höre ich schüsse und über mein Comlink werden Befehle und Warnungen gerufen. Ich bin Aufklärer und ohne mich steht mein Trupp ziemlich unter Druck und verlässt sich auf alte Rambo-Methoden. Wir haben mehrere Scharfschützen, aber die meisten davon sind verkappte Einzelgänger, die das Team nicht unterstützen, sondern auf den perfekten Kopfschuss warten. Ich setze mich in Bewegung. Schätze die Entfernungen bis zur nächsten Deckung ab. Etwa 300 Meter, die ich besser sprinte in der Hoffnung mir nicht von einem Schützen eine Kugel zu fangen.
Alles gut gegangen. Ich werfe mich gegen die Wand eines von Raketen zertrümmerten Hauses. Linse um die Ecke und laufe zu dem kaputten Fenster. Nicht zu weit und das Gewehr auf keinen Fall verräterisch aus dem Fenster halten. Ein schneller Blick aus dem Fenster. Ich entdecke die Spiegelung einer Scharfschützenlinse, habe aber nicht genug Zeit, um die Position genau fest zu machen. Also ein zweiter Blick, schnell und hoffnungsvoll nicht entdeckt zu werden. Erwischt! 400m auf 13 Uhr. Ich gebe die Koordinaten meinen Teamkameraden durch, damit sie ihn flankieren können.
400m sind über meinem üblichen Kampfbereich. Das Holovisier taugt bis 300m sehr gut. Der Schalldämpfer bedeutet auf dieser Entfernung etwa 30 bis 50cm Bullet-Drop. Ich muss durch das Visier also zwischen 1,5 und 3mm höher zielen, um ihn zu treffen. Nicht einfach, aber auch nicht unmöglich. Ich bewege mich wieder zum Fenster, das Gewehr im Anschlag und die Richtung des Scharfschützen. Ziel anvisiert. Ich schieße nur knapp über seinen Kopf hinweg. Der Schalldämpfer deckt mich, aber die grobe Richtung wird er am Geräusch der vorbeizischenden Kugel erkannt haben. Ich senke die Waffe mit leichtem ausatmen, was mich entspannen sollte. Erneut ein Schuss. Treffer! Aber ich sehe noch Bewegung, schnell ein zweiter hinterher. Treffer! Er ist hartnäckig. Und reagiert schnell. Eine Kugel schlägt in die Wand über mir ein. Putz bröckelt auf mein Visier, ich verziehe leicht. Der nächste Schuss sitzt. Meine Schulter brennt, mir wird kurz schwindelig und ich verziehe nach links.
Komm schon! Motviere ich mich selbst. Nur sauber zielen! Ich nehme meine alte Position ein. Ziele nicht sehr genau und drücke ab. Treffer! Der Beschuss stellt sich ein.
Ich atme aus. Gehe wieder in Deckung. Ich spüre den Schmerz noch leicht. Dann drei starke drückende Schmerzen auf meiner Brust. Ich werde beschossen, ein Maschinengewehr. Der nächste Treffer trifft durch den Verzug nach oben mein Gesicht und es wird dunkel.

Nur ein kleiner Moment aus einer Runde Battlefield 3, dass ich mir derzeit ab und an gebe. Ich habe mich lange gegen das Spiel gesträubt, da es so wahnsinnig gehyped wurde. Außerdem war ein Bekannter reichlich süchtig danach, was mich noch mehr abgeschreckt hat. Aber aus Gründen es mit ein paar Freunden zu spielen habe ich es mir vor kurzem umsonst bei Origin geladen. Es macht aber wirklich Spaß - vorausgesetzt man erwischt einen Server ohne Cheater, was immer schwieriger wird. Ich bin bei weitem kein "Pro" und suche schwierige Herausforderungen (Leute mit dem Messer töten, um deren Dogtags zu sammeln - das ist wie Überraschungseier). Mir geht es um den puren Spaß einen Shooter mit taktischen Möglichkeiten zu spielen und dabei auch meiner Rolle als Aufklärer gerecht zu werden und das Team zu unterstützen.