Freitag, 26. Mai 2017

Vatertag - oder die Osmose zur Mutter

Am gestrigen Vatertag war ich mit Freunden unterwegs. Geladen mit einer schieren Unmenge an Testosteron und einem definitiven Mangel an Leptin. Folglich wurde äußerst maskulin rumgeblökt und sarkastische Sprüche an den Kopf gekloppt. Der Leptinmangel äußerte sich in einem wahnsinnigen Bewegungsdrang. Ich war den ganzen Tag aufgedreht, musste mich bewegen und daher war der Plan eine Tour mit dem Rad zu machen hervorragend. Kurzum: es war ein echt saugeiler Tag mit einer Menge Spaß und Action.
Nun aber zur Osmose... bei einer Runde am Abend mit gemeinschaftlichem Biergenuss (übrigens sehr männlich und ursprünglich) gab es auch Diskussionen.
Und zwar müssen wir ja von Jungen zu Männern heranreifen. Einige Kulturen haben dafür feste Rituale und somit ist die Wandlung abgeschlossen und definiert. Hier in unserer Kultur ist das auf keinen Fall so. Ein Abnabelungsprozess von der Kindheit, über die Jugend zum Mann dauert ewig. Ich denke ein Teil davon ist begründet, dass die typisch männlichen Tätigkeiten oft verurteilt und negativ belastet werden. Kerle gingen früher viel öfter abends in die Kneipe und tranken zusammen ein Bier. Sie zogen zusammen los und sahen sich irgendeinen Sport an oder betrieben ihn selbst - und zwar nicht der Fitness wegen, sondern wegen der Gemeinschaft. Das alles wird weniger. Der Mann wird softer, anschmiegsamer und trägt plötzlich Karottenhosen, um den Frauen zu gefallen. Da ist grundsätzlich nichts verwerfliches dran. Unsere Gesellschaft entwickelt sich zur Gleichheit zwischen Mann und Frau. Da darf die Frau auch mal mit einem Bier in der Hand eine Wand einreißen und der Kerl sich die Nägel pfeilen ohne, dass er/sie abwertend angesehen wird.
Was aber dadrunter leidet ist, so die Theorie des gestrigen Abends, die Abnabelung vom Jungen zur Mutter und zur Findung seiner selbst. Ganz ehrlich? Warum stehen so viele Frauen auf Arschlöcher? Weil es verdammte Alphatiere sind. Sie profilieren sich in der Gruppe und stechen definitiv hervor. Natürlich die ganz krassen, die einfach nur laut pöbeln und somit alles nicht so dominante unter sich begraben oder aber, das finde ich wesentlich eleganter, als Anführer, Motivator, Stimmungsmacher, Unterhalter. Auch so kann man zum Alpha werden.
Back to topic. Vatertag. Die Vatertagstour ist ein alter Brauch an dem Väter los zogen, um sich als Väter zu feiern. 364 Tage im Jahr ist heute üblicherweise ein Vater ein sorgender Papa (vielleicht auch ein paar Tage weniger, je Kerl). Aber an diesem Tag wird die Vaterrole ohne Kinder bestritten. Ganz ehrlich: ich als Kerl, der seinen Mini-Helden nur jedes zweite Wochenende sieht, würde diesen Tag auch mit meinem Sohn verbringen wollen und es wäre genauso schön. Ich genieße es aber auch gerne mit den Jungs um die Häuser zu ziehen.

Ich verliere immer wieder den roten Faden. Was hat es nun mit dem Brauch auf sich? Ich erinnere mich noch heute an einen Vatertag meiner frühen Kindheit. Mein Vater war nur 1x in meinem Leben auf einer Vatertagstour. Ansonsten hat er immer etwas mit der Familie gemacht. Aber warum erinnere ich mich so sehr an diesen einen Vatertag? Er wurde von Freunden aus Sportverein etc. mit einem Bollerwagen vor unserer Haustür verabschiedet. Es war eine illustre Truppe mit überschwänglich guter Laune, einem lustigen Bollerwagen voller Bier, dem sich mein Vater da anschloss. Er selbst grinste über beide Ohren, als sie ankamen. Dann verabschiedete er sich, bekam sein Bier und zog mit Ihnen die Straße hinunter auf ein Abenteuer. Als er abends zurück kam war er erheitert, am Lachen, Sonnenverbrand und in grandioser Stimmung. Ich habe mich so für meinen Vater gefreut. Er hatte eine tollen Tag mit Freunden, sie hatten so viel Spaß, dass er so viel gute Laune mit nach Hause brachte. Ich denke dies ist auch einer der Gründe, warum ich Vatertagstouren so sehr mag.
Auch ich habe bereits als Jugendlicher damit angefangen. Wir mussten uns eben ausprobieren und dieses Ritual erfahren - selbst wenn wir noch keine Väter waren. Ich denke es ist eine moderne Möglichkeit sich seine Freiheit als Mann zu erkämpfen. Der beschützenden Hand mal für einen Tag zu entkommen und sich auf sich selbst und seine Freunde zu verlassen. Dabei einen schönen und spannenden Tag zu erleben und das Leben zu genießen.

In diesem Sinne: genießt euer Leben, seht nicht alles immer zu streng und lasst auch aml die Fünfe gerade sein.

Wer mag erzählt mir doch wie ihr den Vatertag verbracht habt und wie ihr es mit diesem Brauch so seht.