Montag, 28. September 2015

Stehaufmännchen

Ich bin ja irgendwie ein kleines Stehaufmännchen.
Egal was kommt, ich stehe immer wieder auf. Das war zwar nicht immer so, aber mittlerweile...
Jeden Morgen, wenn ich aufstehe sehe ich neue Chancen die Welt zu verbessern und einen tollen Tag zu verbringen. Probleme vom Vortag sind mir häufig fremd. Ein Arzt sagte mir mal ich hätte einen nahezu komatösen Schlaf. Das ist tatsächlich so. Neben mir kann die Hölle los sein, sofern es mich nichts angeht oder ich verantwortlich bin - schlafe ich. Im Schlaf verarbeitet der Mensch ja Eindrücke - je tiefer der Schlaf, desto mehr arbeitet das Gehirn. Das heißt ich bewältige im Schlaf eine ganze Menge. Auch ein Grund, warum ich wenig an meinem Schlafrythmus rüttel und mich auch gegen den Versuch des Lucid Dreaming entschieden habe.
Oftmals vergesse ich auch unwichtige Dinge. Was ich gegessen habe, welchen Gegenstand ich wohin gelegt habe - sofern es kein ungewöhnlicher Ort für den Gegenstand ist. Der Schraubendreher auf dem Kopfteil des Bettes ist ungewöhnlich, soll mich daran erinnern etwas zu reparieren und würde nicht vergessen werden. Ob das Babyphon nun auf der Heizung oder 60cm höher auf der Fensterbank steht - das ist unwichtig, es steht im gleichen Raum indem wir schlafen.
Aber auch andere Dinge vergesse ich, Streitpunkte, sofern ich für mich beschließe, dass sie nicht weiter wichtig sind. Ich bin kein sehr nachtragender Mensch, allerdings gibt es Dinge, die ich dabei nicht vergesse. Schwere Enttäuschungen oder Verletzungen z.B. - wobei davon schon eine ganze Reihe auftauchen müssen, um mich tiefgründig zu bewegen. Es ist mir schon vorgekommen, dass jemand auf mich sauer war, weil irgendwas am Vortag geschehen war. Ich war mir bewusst, dass am Vortag etwas im argen war, aber was? und warum?
Sherlock Holmes meinte einst (sinngemäß), dass man sein Gehirn nicht mit unsinnigen Dingen belassten soll. Mittlerweile wissen wir, dass das Gehirn zwar unzählige Informationen speichern kann und die Kapazität in einem Menschenleben nicht überschritten werden kann (man nehme mal Leute mit fotografischem Gedächtnis), aber dennoch scheint es mir eine sinnvolle Methode zu sein. Sich nicht alles zu merken bzw. merken zu müssen, sondern sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren.
Ich habe mehrere ToDo-Listen z.B. alles was im Haus zu tun ist hängt in der Küche - verschwindet ein Zettel von dort, fällt es mir schwer dies zu bemerken und nahezu unmöglich dessen Inhalt aus meinen grauen Zellen hervor zu bringen. Einfach weil ich mein Gehirn entlastet habe.
Meine Amazon-Watchlist und eine Notiz auf meinem Handy zeigen mir, welche Filme und Serien ich umgedingt mal sehen wollte.
Eine Reihe von Bildern, die mich inspirieren bestimmte Dinge zu vollbringen finden sich auf meinem Handy und einer externen Festplatte.
Auf der Arbeit regeln mein Kalender, ToDo-Listen und mein Mail-Postfach, dass ich nichts wichtiges vergesse.
Unterwegs benutze ich fast immer mein Navi, selbst bei dem routinierten Weg zur Arbeit, damit ich im Zweifelsfall doch keine Ausfahrt verpasse, wenn ich mal zu sehr auf das Hörbuch höre.

Ihr seht, ich entledige mich schon einer Menge Dinge, damit ich sie mir nicht aktiv merken muss. Manchmal bemerkt man, dass ich vergesslich sei. Aber bin ich das wirklich? Oder war mir der Umstand zu dem Zeitpunkt einfach nicht wichtig genug? Oder war es zwar wichtig, aber ein anderer Umstand verhinderte, dass ich die Wichtigkeit erkenne?

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